ETF Risiken: Was sollten Anleger wissen?

ETFs, oder Exchange Traded Funds, erfreuen sich seit Jahren steigender Beliebtheit. Sie gelten als kostengünstig, transparent und ermöglichen eine breit gestreute Geldanlage. Viele Anleger sehen sie als einfache Möglichkeit, langfristig Vermögen aufzubauen. Sie möchten von den Entwicklungen der Kapitalmärkte profitieren.

Doch trotz ihrer vielen Vorteile gibt es auch Risiken. Denn ETFs sind zwar einfacher als aktiv gemanagte Fonds, aber nicht risikofrei. Marktschwankungen, Klumpenrisiken, Währungseffekte und unterschiedliche Nachbildungsmethoden können die Wertentwicklung beeinflussen. Zudem gibt es Diskussionen darüber, ob ETFs die Stabilität der Finanzmärkte gefährden könnten.

Um eine fundierte Investmententscheidung zu treffen, ist es daher wichtig, sich mit diesen Risiken auseinanderzusetzen. In diesem Artikel erklären wir die größten Risiken von ETFs und zeigen, wie Anleger sie verringern können.

Welche Risiken gibt es bei der Geldanlage mit ETFs

  • Marktschwankungen – ETFs spiegeln die Entwicklung des Marktes wider.
  • Klumpenrisiko – Einige ETFs sind von wenigen Aktien dominiert.
  • Währungsrisiken – Wechselkurse können die Rendite beeinflussen.
  • Liquidität – Nicht jeder ETF lässt sich schnell und einfach verkaufen.
  • Unterschiede in der Replikation – Synthetische ETFs haben ein zusätzliches Kontrahentenrisiko.

Marktrisiko – Warum ETFs schwanken

Das wohl größte Risiko von ETFs ist das Marktrisiko. Da ETFs einen Index nachbilden, sind sie direkt von den Bewegungen des Gesamtmarktes abhängig. Wenn die Wirtschaft wächst und die Aktienkurse steigen, profitieren auch ETFs. Doch wenn die Märkte fallen, verlieren sie an Wert.

Ein gutes Beispiel ist der MSCI World, einer der bekanntesten globalen Indizes. Er enthält über 1.600 Unternehmen aus 23 Ländern und wird oft als breit gestreut betrachtet. Doch rund 70 % des Index bestehen aus US-Aktien, mit einem starken Fokus auf Technologieunternehmen.

Wenn die US-Wirtschaft oder die Tech-Branche in eine Krise gerät, wird der MSCI World stark fallen. Das gilt auch, wenn andere Regionen stabil bleiben. Anleger, die sich auf einen einzigen ETF verlassen, laufen Gefahr, von bestimmten Marktentwicklungen überproportional betroffen zu sein.

Lösung:

  • Ein langer Anlagehorizont von mindestens 10–15 Jahren kann helfen, kurzfristige Schwankungen auszugleichen.
  • Eine breitere Streuung durch zusätzliche ETFs auf Schwellenländer oder andere Regionen kann das Risiko verringern.
  • Defensive Branchen-ETFs (z. B. Gesundheits- oder Konsumgüter-ETFs) können das Portfolio stabilisieren.

Klumpenrisiko: wenige große Unternehmen

Viele ETFs sind zwar breit aufgestellt, dennoch können wenige große Unternehmen das Ergebnis dominieren. Besonders deutlich zeigt sich das beim S&P 500, der die 500 größten US-Unternehmen enthält.

Die zehn größten Unternehmen – darunter Apple, Microsoft und Amazon – machen oft über 30 % des gesamten Indexwerts aus. Das bedeutet, dass die Entwicklung des S&P 500 stark von diesen wenigen Unternehmen abhängt.

Ein noch extremeres Beispiel ist der Nasdaq 100, der viele Tech-Unternehmen enthält. Dieser Index kann in guten Jahren hohe Renditen liefern, ist aber auch anfälliger für Kursrückgänge in der Technologiebranche.

Wie kann man dieses Risiko minimieren?

  • Anlegerinnen und Anleger sollten gezielt darauf achten, wie ein Index aufgebaut ist und welche Unternehmen ihn dominieren.
  • ETFs auf gleichgewichtete Indizes sind eine Alternative. Hier haben alle enthaltenen Unternehmen ein gleich großes Gewicht.
  • Ergänzende ETFs aus anderen Branchen oder Regionen sorgen für eine bessere Diversifikation.

Replikationsrisiko: Was bedeutet das?

Nicht jeder ETF kauft automatisch die Aktien, die in einem Index enthalten sind. Es gibt zwei Methoden, um einen Index nachzubilden: physische und synthetische Replikation.

Bei der physischen Nachbildung kauft der ETF tatsächlich die Aktien oder Anleihen, die im Index enthalten sind. Das bedeutet mehr Klarheit und weniger Risiken. Es gibt aber auch höhere Kosten. Das gilt besonders für Indizes mit vielen oder schwer erreichbaren Unternehmen, wie in Schwellenländern.

Synthetische ETFs halten die Aktien nicht selbst. Sie nutzen stattdessen Swaps.

Das sind Finanzgeschäfte mit Banken oder anderen Instituten. Diese Geschäfte geben dem ETF die gleiche Rendite wie der Index. Das kann kostengünstiger sein, birgt aber das Risiko, dass der Swap-Partner seine Verpflichtungen nicht erfüllen kann.

Ein Beispiel: Ein synthetischer MSCI Emerging Markets ETF zeigt die Entwicklung von Aktien aus Schwellenländern. Er hält aber vielleicht europäische Anleihen als Sicherheit. Wenn die Bank, die den Swap garantiert, Probleme hat, könnte der ETF an Wert verlieren. Das kann passieren, auch wenn die Aktienmärkte stabil bleiben.

Obwohl EU-Regelungen das Kontrahentenrisiko begrenzen, sollten Anleger sich bewusst machen, dass synthetische ETFs immer ein zusätzliches Risiko mit sich bringen. Wer auf Sicherheit setzt, greift bevorzugt zu physisch replizierenden ETFs.

Obwohl der MSCI World aus über 1.500 Unternehmen besteht, machen die „Magnificent 7“ fast ein Viertel des Index aus. Wenn es bei Apple, Microsoft, Amazon und anderen gut läuft, steigt der ETF. Wenn sie schwächeln, sinkt der gesamte Index.

Dieses Klumpenrisiko gibt es nicht nur im MSCI World. Auch im S&P 500 sind die großen Tech-Konzerne sehr dominant. Selbst der DAX hängt stark von wenigen Schwergewichten ab, wie SAP, Siemens oder der Deutschen Telekom. Wer also wirklich breit gestreut sein will, sollte nicht nur in einen einzigen Index-ETF investieren, sondern gezielt auf verschiedene Regionen und Sektoren setzen.

Währungsrisiko bei ETFs

Internationale ETFs wie der MSCI World oder der S&P 500 ETF enthalten Unternehmen aus verschiedenen Ländern. Das bedeutet, dass nicht nur die Aktienkurse eine Rolle spielen, sondern auch die Wechselkurse.

Beispiel:

Ein deutscher Anleger kauft einen S&P 500 ETF, der in US-Dollar notiert. Fällt der Dollar im Vergleich zum Euro, kann die Rendite in Euro niedriger sein. Das kann passieren, auch wenn der S&P 500 in Dollar gestiegen ist.

Langfristig gleichen sich Währungsschwankungen oft aus, aber sie können die Performance eines ETFs kurzfristig stark beeinflussen.

Mögliche Lösungen:

  • Währungsgesicherte ETFs (hedged ETFs) vermeiden Wechselkursrisiken, sind aber teurer.
  • Eine breite Streuung über mehrere Währungsräume kann helfen, Risiken zu minimieren.

Liquiditätsrisiko: Kann ich immer verkaufen?

ETFs werden an der Börse gehandelt, doch nicht alle sind gleich gut handelbar. Große ETFs wie der MSCI World oder der DAX-ETF werden oft gehandelt. Man kann sie normalerweise jederzeit kaufen und verkaufen.

Bei kleineren oder spezialisierten ETFs ist das anders. Das gilt zum Beispiel für ETFs auf Schwellenländer oder bestimmte Branchen. In turbulenten Marktphasen kann es passieren, dass solche ETFs schwieriger verkäuflich sind oder große Kursabschläge haben.

Lösung:

  • Wer vorhat, seine ETF-Anteile schnell zu verkaufen, sollte auf ein hohes Handelsvolumen und geringe Spreads achten.
  • ETFs mit einem hohen Fondsvermögen sind oft stabiler und leichter handelbar.

ETFs sind nicht risikofrei, aber gut planbar

ETFs sind eine großartige Möglichkeit, langfristig Vermögen aufzubauen, doch sie sind nicht risikofrei. Die größten Risiken sind:

  • Marktschwankungen, die ETFs direkt beeinflussen.
  • Klumpenrisiken, wenn wenige Unternehmen den Index dominieren.
  • Wechselkursschwankungen, die die Rendite verringern können.
  • Unterschiede in der Nachbildungsmethode, besonders bei synthetischen ETFs.
  • Liquiditätsrisiken, wenn ETFs schwer handelbar sind.

Wer diese Faktoren versteht und sein Portfolio entsprechend diversifiziert, kann ETF-Risiken gezielt reduzieren. Ein langer Anlagehorizont und eine breite Streuung über verschiedene Märkte und Branchen sind der beste Schutz vor Verlusten.

Auch mit ETFs kann man Geld verlieren!

Wer am 01.01.2020 10.000 € in den Xtrackers DAX UCITS ETF 1C investierte, erlebte im März 2020 einen großen Rückschlag. Der Wert fiel auf 6.656 €. Das war ein Verlust von 33,44 %. Trotz des dramatischen Einbruchs durch die COVID-19-Pandemie erholte sich der ETF bis Jahresende wieder und stand bei 10.436 €, was einer Rendite von 4,45 % entspricht. Der Chart zeigt deutlich: ETFs schützen nicht vor Marktschwankungen – wenn der DAX fällt, fällt auch der ETF. Geduld und ein langer Atem sind daher beim Investieren entscheidend.