Aktienrente Deutschland: Warum kein Weg daran vorbei führt!

Die Diskussion über die Aktienrente ist in den letzten Jahren sehr wichtig für die deutsche Sozialpolitik geworden. Die Frage, ob das Rentensystem heute noch funktioniert, beschäftigt viele. Es geht nicht nur um Ökonomen, sondern auch um Millionen von Arbeitnehmern und Rentnern. Denn eines steht fest: Das aktuelle Umlagesystem steht vor einer Zerreißprobe.

Martin Eberhard | zuletzt aktualisiert 25.02.2025

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) verspricht mit dem Rentenpaket II, das Rentenniveau von 48 Prozent des Durchschnittslohns zu halten. Doch bereits heute fließen jährlich über 100 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt, um das System stabil zu halten. In den kommenden Jahren könnte dieser Betrag auf 200 Milliarden Euro anwachsen.

Die wichtige Frage ist: Wie kann die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung langfristig gesichert werden? Dabei sollen die Beitragszahler nicht überlastet und die Renten nicht gekürzt werden.

Die FDP-Fraktion um Christian Lindner und Johannes Vogel hatte eine Lösung vorgeschlagen: die Aktienrente nach schwedischem Vorbild. Doch nach der Bundestagswahl 2025 ist die FDP nicht mehr Teil der Regierung – und mit ihr droht auch das Konzept der Aktienrente zu verschwinden.

Die gesetzliche Rente: System am Limit

Die gesetzliche Rentenversicherung ist in Deutschland das Fundament der Altersvorsorge. Sie funktioniert nach dem Umlageverfahren.

Die Beiträge der aktuellen Erwerbstätigen gehen direkt an die heutigen Rentner. Wer heute einzahlt, sichert sich Rentenansprüche für die Zukunft. Gleichzeitig ist er darauf angewiesen, dass spätere Generationen das System weiter finanzieren.

Solange es genug junge Beitragszahler gibt, bleibt dieses Modell stabil. Doch genau hier liegt das Problem. Deutschland altert rapide.

Demographische Entwicklung

Die Zahl der Rentner steigt, während die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht das Problem:

  • 1962 kamen sechs Beitragszahler auf einen Rentner.
  • Heute sind es weniger als drei.
  • Bis 2040 wird das Verhältnis auf zwei zu eins sinken.

Die Lebenserwartung steigt, was an sich eine positive Entwicklung ist. Doch das bedeutet auch, dass Renten länger gezahlt werden müssen. Gleichzeitig zahlen immer weniger Menschen in das System ein. Schon heute müssen deshalb Milliarden aus Steuermitteln in die Rentenkasse fließen, weil die Beiträge allein nicht mehr ausreichen.

Wenn sich nichts ändert, gibt es nur drei Optionen:

  1. Die Rentenbeiträge steigen – sie könnten bis 2040 auf über 22,3 Prozent des Bruttogehalts anwachsen.
  2. Die Renten werden gekürzt – was viele Rentner in Altersarmut treiben könnte.
  3. Der Staat erhöht seine Zuschüsse – was massive Belastungen für den Bundeshaushalt bedeutet.

Die große Frage ist also: Braucht Deutschland eine Reform, die das Umlagesystem mit einer kapitalgedeckten Komponente ergänzt?

Die drei Schichten der Altersvorsorge

Um die Rentenlücke zu schließen, wurde die Altersvorsorge in Deutschland auf drei Schichten verteilt. In der Theorie soll dieses System Sicherheit bieten. Doch in der Praxis zeigt sich: Keine dieser Säulen ist krisenfest.

1. Gesetzliche Rentenversicherung (1. Schicht)

Die gesetzliche Rente ist für die meisten Menschen die wichtigste Einkommensquelle im Alter. Doch sie hängt allein von den Beiträgen der Erwerbstätigen ab – und damit von einer alternden Bevölkerung. Ohne eine ergänzende Finanzierung drohen entweder hohe Beiträge oder niedrige Renten.

2. Betriebliche Altersvorsorge (2. Schicht)

Die betriebliche Altersvorsorge soll Arbeitnehmern eine zusätzliche Absicherung bieten. Viele Unternehmen bieten Modelle wie Direktversicherungen, Pensionskassen oder Pensionsfonds an. Doch diese Systeme sind oft unflexibel, renditeschwach und stark von Versicherungen dominiert. Viele Arbeitnehmer haben zudem keinen Zugang zu diesen Modellen, insbesondere in kleinen Betrieben oder als Selbstständige.

3. Private Altersvorsorge (3. Schicht)

Die private Altersvorsorge sollte ursprünglich eine zentrale Rolle spielen. Doch staatlich geförderte Modelle wie die Riester-Rente oder die Rürup-Rente haben sich als wenig attraktiv erwiesen.

  • Die Riester-Rente sollte private Vorsorge erleichtern, ist aber aufgrund hoher Kosten und komplizierter Bedingungen gescheitert.
  • Die Rürup-Rente bietet steuerliche Vorteile, ist aber extrem unflexibel.
  • Klassische private Rentenversicherungen sind teuer und bringen oft nur geringe Renditen.

In Deutschland sind Lebens- und Rentenversicherungen die beliebtesten Produkte zur Altersvorsorge. Millionen Menschen setzen auf private oder betriebliche Versicherungen. Diese haben oft hohe Kosten und bringen niedrige Renditen.

Die Altersvorsorge in den USA und Deutschland unterscheidet sich grundlegend. In den USA investieren Menschen mit dem 401(k)-Plan in Aktien und Fonds. Diese Investitionen werden steuerlich gefördert. In Deutschland hingegen basiert die Altersvorsorge hauptsächlich auf Versicherungsprodukten. Diese Produkte bieten oft niedrige Renditen.

Aktienrente als Zukunftsmodell

Die FDP hatte eine Alternative: die gesetzliche Aktienrente nach schwedischem Vorbild. Ein Teil der Rentenbeiträge sollte in einen staatlichen Fonds fließen. Dieser Fonds legt das Geld breit gestreut an, ähnlich wie in Schweden oder Kanada.

Das Ergebnis:

  • Die Renten sind langfristig stabil, ohne dass Beiträge massiv steigen müssen.
  • Das System ist weniger anfällig für den demografischen Wandel.
  • Die Kapitalmarktgewinne fließen in die Rentenversicherung und entlasten den Staatshaushalt.

Dieses Modell hätte auch in Deutschland eingeführt werden können. Doch nach der Wahl 2025 könnte die Aktienrente scheitern.

Wie funktioniert die Aktienrente anderswo?

Viele Länder haben erkannt, dass eine reine Umlagefinanzierung der Altersvorsorge nicht zukunftsfähig ist. Schweden, Kanada und Norwegen setzen daher auf eine Mischung aus Umlage- und Kapitaldeckung.

In Schweden gehen 2,5 % des Einkommens in einen staatlichen Fonds (AP7). Dieser Fonds investiert das Geld breit am Kapitalmarkt. Kanada verfolgt ein ähnliches Modell mit dem Canada Pension Plan (CPP), der seit Jahrzehnten erfolgreich hohe Renditen erwirtschaftet. Norwegen finanziert seine Altersvorsorge teilweise aus dem staatlichen Ölfonds, der global in Aktien und Anleihen investiert ist.

In den USA ist die private Altersvorsorge stark auf den 401(k)-Plan angewiesen. Arbeitnehmer zahlen steuerbegünstigt in Fonds ein. Viele Arbeitgeber geben Zuschüsse dazu. Diese Modelle zeigen, dass kapitalgedeckte Systeme langfristig stabile Renten ermöglichen, ohne dass Beiträge oder Steuerzuschüsse explodieren.

Warum tut sich Deutschland schwer?

Während Länder wie Schweden oder Kanada den Kapitalmarkt in ihre Altersvorsorge integrieren, gibt es in Deutschland große Widerstände.

1. Politischer Widerstand von SPD und Linken

Viele Politiker befürchten, dass eine Aktienrente die Altersvorsorge zu stark von den Schwankungen der Börse abhängig macht.

2. Fehlende Finanzbildung

In Schweden investieren 70 Prozent der Bevölkerung in Aktien oder Fonds – in Deutschland sind es nur 17 Prozent. Viele Deutsche halten Aktien für spekulativ, obwohl sie langfristig die besten Renditen bieten.

3. Der Einfluss der Versicherungslobby

Die Altersvorsorge in Deutschland wird von Versicherungen dominiert. Eine staatliche Aktienrente wäre eine direkte Konkurrenz zu privaten Rentenversicherungen.

Ohne Aktienrente droht eine Rentenkrise

  • Das Umlagesystem allein reicht nicht mehr aus – eine teilweise Kapitaldeckung ist unvermeidlich.
  • Schweden, Kanada und Norwegen zeigen, dass eine Aktienrente funktioniert.
  • Ohne eine Reform drohen steigende Beiträge, sinkende Renten oder gigantische Steuerzuschüsse.

Deutschland steht an einem Wendepunkt. Entweder wir wagen eine Reform, oder die Rentenlücke wird unüberwindbar. Die große Frage ist: Hat die Politik den Mut, eine echte Aktienrente umzusetzen – oder bleibt alles beim Alten?