Finfluencer: Finanzbildung oder nur Geschäftsmodell

Einmal scrollen – und schon tauchen 20 Empfehlungen zu Steuern, Immobilien, Krypto und Co. auf. Auf Social Media vergeht kaum ein Moment, ohne dass ein Finfluencer den nächsten „sicheren“ Geld-Tipp gibt. Früher war Manfred Krug das Gesicht der Deutschen Telekom. Er lockte tausende Deutsche in die Aktienanlage. Heute übernehmen Finfluencer diese Aufgabe. Mit wenigen Klicks versprechen sie finanzielle Freiheit, steuerfreie Gewinne oder das perfekte Immobilieninvestment.

Martin Eberhard | zuletzt aktualisiert 25.02.2025

Das sollten Sie wissen:

  • Finfluencer sind Influencer, die sich auf Geldthemen konzentrieren. Sie teilen ihr Wissen über soziale Medien wie Instagram oder TikTok.

  • Viele junge Menschen informieren sich über Finanzthemen auf Social Media, da klassische Finanzberatung als kompliziert gilt.

  • Follower auf Instagram oder TikTok sind jedoch kein Qualitätsmerkmal – die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) warnt vor unseriösen Empfehlungen.

  • Influencer Marketing spielt eine große Rolle: Viele Finfluencer verdienen Geld mit Affiliate-Links, gesponserten Posts oder eigenen Kursen.

  • Die fehlende Regulierung führt zu rechtlichen Grauzonen – eine echte BaFin-Zulassung haben die wenigsten.

  • Die EU plant neue Vorschriften, um unseriöse Finanzwerbung in sozialen Netzwerken einzuschränken.

Junge Menschen sind täglich mehr als drei Stunden online. Sie lassen sich oft von den Versprechungen der sozialen Medien beeinflussen. Instagram, TikTok und YouTube ersetzen zunehmend klassische Finanzberatung. Doch während einige Finanz-Influencer wirklich informieren, gibt es auch viele, die nur Halbwissen teilen. Viele sind vor allem an ihren eigenen Einnahmen interessiert.

Warum Finfluencer auf Social Media so erfolgreich sind

Ob auf Instagram, TikTok oder YouTube – Finanz-Influencer sprechen eine Sprache, die jeder versteht. Während klassische Finanzberater oft kompliziert und unnahbar wirken, treten sie locker, sympathisch und unterhaltsam auf. Finfluencer setzen auf kurze, leicht verständliche Videos, die Finanzwissen spielerisch vermitteln.

Die Faszination für Finanzthemen auf Social Media wächst rasant. Plattformen wie Instagram und TikTok haben Millionen Nutzer, und viele Finfluencer erreichen dort ein riesiges Publikum.

Ein Beispiel sind die Zwillinge Lisa und Lena. Sie haben mit lustigen Videos viele Fans gewonnen. Dieses Konzept funktioniert auch bei Finfluencern.

Doch die wachsende Reichweite birgt auch Gefahren. Die BaFin warnt, dass viele Finfluencer zwar Ratschläge geben, aber keine ausgebildeten Finanzberater sind. Sie dürfen keine persönliche Anlageberatung geben. Empfehlungen für Aktien oder ETFs in sozialen Medien sind oft unklar.

In drei Schritten zum ersten Immobilien-Investment – so wirbt „Immo Tommy“

„Vermögen aufbauen mit Immobilien“, „Europas größter Immobilien-Creator“ – so präsentiert sich Immo Tommy auf Social Media. Mit Millionen von Followern auf Instagram und TikTok macht er den Einstieg in die Immobilienwelt einfach. Sein Motto: „In drei Schritten zum ersten Immobilien-Investment“.

Die Idee dahinter klingt verlockend: Kaufe eine Wohnung, vermiete sie und lasse dein Vermögen wachsen – alles ganz easy. Gerade für junge Menschen, die nach Möglichkeiten suchen, finanziell unabhängig zu werden, wirkt das attraktiv. Doch wie einfach ist es wirklich, mit Immobilien reich zu werden?

Experten warnen, dass solche simplen Erfolgsformeln oft Risiken verschweigen. Hohe Kaufpreise, steigende Zinsen und unvorhersehbare Kosten können die Traumrendite schnell zunichtemachen. Nicht jeder kann mit drei Schritten zum Immobilieninvestor werden – auch wenn es auf Social Media oft so klingt.

Die BaFin rät, genau hinzuschauen: Finfluencer wie Immo Tommy sind keine zertifizierten Berater. Ihr Wissen kann nützlich sein. Aber wer in Immobilien investieren möchte, sollte sich selbst informieren. Verlassen Sie sich nicht nur auf virale Erfolgsgeschichten.

Finanzfluss: Fundiertes Finanzwissen

Während Influencer wie Immo Tommy einfache Erfolgsformeln für Immobilieninvestments nutzen, setzt Finanzfluss auf eine klare und faktenbasierte Finanzbildung. Die Plattform wurde von Thomas Kehl und Arno Krieger gegründet. Sie ist einer der größten und bekanntesten Finanzkanäle in Deutschland.

Sie bietet mehr als nur schnelle Tipps auf Instagram und TikTok. Hier geht es um echte Finanzbildung, die langfristig hilft.

Die bekanntesten Finfluencer in Deutschland

In Deutschland gibt es zahlreiche bekannte Finfluencer, die sich auf unterschiedliche Finanzthemen spezialisiert haben. Hier einige Beispiele:

  • Finanzfluss (Thomas Kehl & Arno Krieger) – Fokus auf ETFs, Altersvorsorge und langfristiges Investieren.
  • Madame Moneypenny (Natascha Wegelin) – Finanzbildung für Frauen, Schwerpunkt Sparen und Investieren.
  • Professor Finanzen (Ibo Ahmiane) – Reichweite auf TikTok mit Aktien- und Steuertricks, teils umstrittene Empfehlungen.
  • Minimal Frugal – Vermittelt finanzielle Unabhängigkeit durch sparsames Leben.

Während einige dieser Influencer echten Mehrwert bieten, gibt es auch schwarze Schafe, die mit unrealistischen Versprechen locken.

Die Schattenseiten: Risiken durch unseriöse Finfluencer

1. Unrealistische Versprechen und übertriebener Optimismus

Diese Aktie hat 20.000 % Gewinn gemacht. Das klingt gut. Aber solche Versprechen sind oft nicht vertrauenswürdig.

Die Algorithmen in sozialen Medien belohnen spannende Inhalte mit mehr Reichweite. Das führt dazu, dass optimistische oder einseitige Finanzratschläge beliebt werden.

2. Keine Regulierung, keine Haftung

Während Banken und Finanzberater sich an strenge Vorgaben halten müssen, sind Finfluencer nicht reguliert. Sie können Aktien oder ETFs empfehlen, ohne dafür haften zu müssen. Die BaFin warnt, dass viele Finfluencer zwar „Tipps“ geben, aber keine lizenzierten Finanzdienstleister sind.

3. Influencer Marketing: Verdienen sie an ihren Empfehlungen?

Viele Finfluencer finanzieren sich über gesponserte Beiträge, Affiliate-Links oder eigene Online-Kurse. Das Problem ist, dass nicht immer klar ist, ob ein Finfluencer wirklich unabhängig ist. Manchmal bewirbt er nur das, wofür er bezahlt wird.

Ein Beispiel: Fitness-Influencerin Pamela Reif gibt offen an, mit gesponserten Posts Geld zu verdienen. In der Finanzwelt geschieht das oft heimlich. Einige Finfluencer lassen ihre Follower glauben, sie geben unabhängige Tipps. In Wirklichkeit werden sie für bestimmte Produkte bezahlt.

4. Gruppenzwang & Hypes auf Social Media

Viele junge Anleger lassen sich von der Community begeistern. Sie investieren in Aktien oder Kryptowährungen, die gerade beliebt sind. In sozialen Netzwerken verbreiten sich solche Hypes schnell. Was wie eine große Chance aussieht, endet oft in einem finanziellen Desaster.

Strengere Regeln für Finfluencer?

Politiker und Verbraucherschützer fordern eine strengere Regulierung für Finanz-Influencer.

  • Frankreich hat bereits ein Werbeverbot für riskante Finanzprodukte auf Social Media eingeführt.
  • Die EU arbeitet an Gesetzen, die Unternehmen für unseriöse Werbung über Finfluencer haftbar machen sollen.
  • Die Grünen fordern ein europaweites Werbeverbot für Finanz-Influencer, um Anleger zu schützen.
  • Die FDP setzt stattdessen auf mehr Finanzbildung, um die Bevölkerung besser aufzuklären.

Bisher gibt es in Deutschland nur die Pflicht, Werbung als solche zu kennzeichnen – eine echte Regulierung fehlt.

Wie erkennt man seriöse Finfluencer?

Wer sich über Finanzen auf Social Media informiert, sollte einige Dinge beachten:

  • Hat der Influencer eine nachweisbare Qualifikation?
  • Gibt er offen an, wie er Geld verdient? (Affiliate-Links, Werbung, eigene Produkte)
  • Klingen seine Versprechen realistisch oder nach „schnell reich werden“?
  • Spricht er nur über Chancen oder auch über Risiken?
  • Weist er auf verschiedene Informationsquellen hin?

Häufige Fragen zu Finfluencern

Einige bieten wertvolle Bildung, andere verbreiten Halbwahrheiten oder übertriebene Versprechen. Es kommt darauf an, ob der Influencer qualifiziert und transparent ist.

Ja, aber sie dürfen keine persönliche Anlageberatung machen – das ist nur lizenzierten Finanzdienstleistern erlaubt.

Oft ja – durch Affiliate-Links, gesponserte Beiträge oder eigene Produkte. Wichtig ist, ob sie das transparent machen.

Viele Experten fordern mehr Regulierung, da einige Finfluencer unqualifizierte oder gefährliche Ratschläge geben. Die EU arbeitet an neuen Gesetzen.

Fazit: Finanzwissen ja – aber mit gesundem Misstrauen

Finfluencer können helfen, Finanzbildung zugänglicher zu machen – doch nicht alle sind seriös. Wer investieren will, sollte sich niemals nur auf Social Media verlassen, sondern selbst recherchieren und verschiedene Quellen nutzen.