Monatsupdate August 2024
Börsenaltmeister Kostolany verglich die Börse mit einem Hund, der sich manchmal zu weit von seinem Herrchen entfernt. Irgendwann kehrt er aber zurück, und die Aktienkurse spiegeln wieder das aktuelle Geschehen in der Realwirtschaft wider.
In den vergangenen zwei Jahren waren Investoren relativ sorglos, ohne die Möglichkeit zu bedenken, dass der Aufschwung abrupt enden könnte. Klassische Kennzahlen wie die Gewinnentwicklung und die Bewertung von Unternehmen wurden während des Booms oft ignoriert. Nun scheinen wir wieder zur Realität zurückzukehren, was ein normaler Prozess ist.
Martin Eberhard | aktualisiert 06.08.2024
Update August 2024
An turbulenten Tagen ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und die aktuelle Marktsituation sorgfältig zu analysieren. Stehen wir tatsächlich vor einer Krise oder einer möglichen Rezession? Was hat sich am Montag im Vergleich zu den letzten Tagen und Wochen geändert und besteht Grund zur Sorge?
Aufzeichnung
Marktüberblick
Als die Märkte am Montagmorgen eröffneten, wurden Anleger weltweit von einer Welle negativer Nachrichten überrollt. Diese Ereignisse führten zum tiefsten Absturz des japanischen Nikkei-Index seit vier Jahrzehnten und belasteten die Aktienmärkte rund um den Globus. Ein Hauptauslöser der Panik war die unerwartete Zinserhöhung der japanischen Zentralbank. Solche Erhöhungen beeinflussen die Kreditkosten und können das Wirtschaftswachstum bremsen, was von den Märkten oft negativ aufgenommen wird.
Gleichzeitig sorgten in den USA wachsende Rezessionsängste für Unruhe, die durch einen enttäuschenden Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag ausgelöst wurden. Dieser Bericht verstärkte die Befürchtungen, dass die US-Wirtschaft schneller abkühlt als erwartet. Diese Entwicklungen führten dazu, dass der September als potenzieller Zeitpunkt für eine Zinssenkung nun als weit entfernt betrachtet wird. Hinzu kamen negative Nachrichten aus dem Technologiesektor: Schwächere Gewinne, Probleme bei Intel, und der Verkauf von Apple-Aktien durch Warren Buffett trugen zur Unsicherheit bei. Zusätzlich belastete die Eskalation im Nahen Osten die Märkte weiter.
Der aktuelle Ausverkauf ist vor allem auf die Enttäuschung der Anleger zurückzuführen, die zuvor zu optimistisch waren. Die fundamentalen Wirtschaftsdaten haben sich nicht wesentlich verändert. Besonders US-Technologieunternehmen stehen unter Druck, da die Erwartungen hier besonders hoch waren. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der jüngsten Daten haben viele Marktteilnehmer überrascht und in einem saisonal dünnen Markt zu Panikverkäufen geführt. Es wird angenommen, dass die derzeitigen Kursrückgänge eine Übertreibung nach unten darstellen und ein einzelner schwacher Datenpunkt nicht zwangsläufig auf eine „harte Landung“ der Wirtschaft hinweist.
Trotz der negativen Entwicklungen glauben viele Experten nicht, dass ein Bärenmarkt beginnt. Sie erwarten, dass sich der Aktienmarkt lediglich in einer Korrekturphase befindet. Der S&P 500 könnte um etwa 10 bis 15 Prozent fallen, was als übliche „Sommerkorrektur“ betrachtet wird. Optimismus herrscht mittelfristig weiterhin, da das Finanzsystem stabil bleibt, die Zentralbanken handlungsfähig sind und die US-Wirtschaft erhebliches Potenzial hat. Die Fed hat ausreichend Spielraum für Zinssenkungen, falls nötig. Kurzfristig wird jedoch keine Zinssenkung vor der nächsten Sitzung im September erwartet. Die Rhetorik der Notenbanker könnte zunehmend beruhigend wirken, und auch von der Bank of Japan werden Maßnahmen zur Stabilisierung der Märkte erwartet.