Der Zukunftsfonds – Große Pläne, kleiner Erfolg?
Martin Eberhard | zuletzt aktualisiert 26.02.2025

Die beiden Initiatoren setzten auf ihre prominenten Namen als Vertrauensbonus. Schließlich sind sie keine Unbekannten: Lenny Fischer war Top-Banker, unter anderem Vorstand der Dresdner Bank und Chef der BHF-Bank. Kai Diekmann prägte fast drei Jahrzehnte lang die Bild-Zeitung und steuerte den Verlag durch den digitalen Wandel der Medienwelt.
Ihre Idee: Ein Fonds, der die Sicherheitsbedürfnisse der Deutschen mit der Chancenorientierung moderner Kapitalanlagen kombiniert. Ein Fonds, der in Zukunftsbranchen investiert, aber dabei solide und risikoarm bleibt. Die Vision war klar, die Erwartungen hoch – doch die Realität sah anders aus.
Von 20 Milliarden zu 20 Millionen – Was ist schiefgelaufen?
Diekmann und Fischer hatten große Ziele. Sie wollten mit ihrem Promi-Faktor 20 Milliarden Euro einsammeln und damit einen der größten Fonds Deutschlands aufbauen. „Das war unser kurzer Moment des Größenwahns“, räumt Fischer heute selbstkritisch ein.
Doch aus den 20 Milliarden wurden bisher gerade einmal rund 20 Millionen Euro. Das Fondsvolumen ist damit mehr als 99 % unter den Erwartungen und liegt eher auf dem Niveau eines kleinen Nischenfonds.
Warum blieb der Erfolg aus?
Zunächst einmal überschätzten die Initiatoren die Anziehungskraft prominenter Namen. Während Diekmann in der Medienwelt eine bekannte Größe ist, hat er in der Finanzwelt keine Reputation. Viele potenzielle Anleger kannten seinen Namen, konnten ihn aber nicht mit einer seriösen Kapitalanlage verbinden.
Auch die Idee, über eine sichere Brücke in den Kapitalmarkt zu führen, scheiterte an der deutschen Anlagementalität. Nach wie vor dominieren Sparbücher, Tagesgeldkonten und Lebensversicherungen die Geldanlage – auch wenn diese kaum noch Rendite bringen.
In Deutschland gilt die Aktienkultur als schwach ausgeprägt. Viele Deutsche bleiben skeptisch, wenn es um Kapitalmärkte geht, und setzen lieber auf vermeintlich sichere Produkte. Diese Zurückhaltung hat den Erfolg des Zukunftsfonds deutlich gebremst.
Ein schwieriger Start – und dann kam die Realität
Der Zukunftsfonds wurde im November 2017 aufgelegt – in einer Zeit, die von extrem niedrigen Zinsen geprägt war. Sparbücher und Festgelder brachten kaum noch Erträge, und manche Banken verlangten sogar Negativzinsen auf hohe Guthaben. Die Idee, eine moderne Alternative zum Sparbuch zu bieten, klang daher vielversprechend.
Doch der Start gestaltete sich schwieriger als erwartet. In Deutschland dominiert nach wie vor eine konservative Anlagementalität. Ein großer Teil des privaten Vermögens liegt immer noch auf Sparbüchern, Tagesgeldkonten und Festgeldern – trotz historisch niedriger Zinsen. Diese sicherheitsorientierte Zielgruppe bewegte sich nur langsam und blieb auch dann zurückhaltend, als Negativzinsen die Erträge weiter schmälerten.
Gleichzeitig veränderte sich das Anlageverhalten jüngerer und chancenorientierter Anleger. Wer bereit war, höhere Risiken einzugehen, setzte nicht auf einen defensiven Mischfonds, sondern auf Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum oder auf die großen Gewinner der Tech-Branche wie Nvidia oder Tesla.
Vor allem ETFs – also kostengünstige Indexfonds – wurden immer beliebter. Sie boten eine einfache Möglichkeit, in den breiten Markt oder in spezifische Technologiesektoren zu investieren, ohne aktiv gemanagt zu werden.
Der Zukunftsfonds war in diesem Umfeld weder spekulativ genug für risikofreudige Anleger noch konservativ genug für sicherheitsorientierte Sparer.
Er setzte auf eine ausgewogene Mischung aus Aktien und Anleihen, um langfristig stabile Renditen zu erzielen. Doch genau diese Strategie führte in den ersten Jahren zu keinen großen Erträgen, da Anleihen im Niedrigzinsumfeld nur geringe Zinsen abwarfen.
Als dann die Zinsen anstiegen, verloren die im Fonds enthaltenen Anleihen an Wert, da neue, besser verzinste Anleihen auf den Markt kamen. Das drückte auf die Performance des Fonds und erschwerte es, sich gegen Technologie-ETFs und Kryptowährungen zu behaupten.
Der Zukunftsfonds konnte sich dennoch behaupten, da er in Krisenzeiten relativ stabil blieb und moderate Schwankungen zeigte. Er bietet weiterhin eine solide Alternative für Anleger, die langfristig investieren und dabei nicht zu hohe Risiken eingehen wollen. Doch um das ursprünglich geplante Volumen zu erreichen, müsste sich auch die Anlagementalität in Deutschland stärker in Richtung Kapitalmärkte entwickeln.
Wie hat sich der Fonds entwickelt?
Ein Anleger, der zu Beginn 10.000 Euro investiert hat, hat heute 12.456 Euro im Depot – das entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite von 3,05 %.
Aktuelle Performance-Zahlen:
- Rendite im laufenden Jahr: +2,72 %
- Wertzuwachs über 12 Monate: +12,10 %
- Gesamtentwicklung über 5 Jahre: +23,63 %
Während der Fonds in Krisenzeiten relativ stabil blieb und vergleichsweise geringe Schwankungen aufwies, konnte er nicht mit den Renditen reiner Aktien-ETFs mithalten.
Fazit: Gute Idee, mäßiger Erfolg
Der Zukunftsfonds wurde mit großen Ambitionen gestartet. Eine Alternative zum Sparbuch, ein sicherer Einstieg in den Kapitalmarkt und ein Fonds, der von zwei prominenten Köpfen verantwortet wird. Doch aus den erhofften 20 Milliarden Euro wurden gerade einmal rund 20 Millionen.
Die Idee, eine sichere Brücke zwischen konservativer Geldanlage und chancenreicher Zukunftsinvestition zu schaffen, war gut – doch die Umsetzung scheiterte an der deutschen Anlagementalität und an der zu hohen Erwartung, was ein Promi-Faktor leisten kann.
Für Anleger, die eine stabile und risikoarme Alternative zum Sparbuch suchen, kann der Fonds eine Option sein. Doch wer auf hohe Wachstumschancen setzt, sollte eher auf spezialisierte Technologie-ETFs schauen.
Lenny Fischer und Kai Diekmann hatten eine gute Idee und eine klare Vision. Doch in der Praxis zeigte sich, dass selbst große Namen nicht ausreichen, um deutsche Sparer zu überzeugen.