Vermögensverwaltung: Definition, Vorteile und Alternativen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Vermögensverwaltung ist eine Option für Anleger, die eine professionelle Betreuung ihres Anlagevermögens wünschen, ohne sich selbst um ihre Investments kümmern zu müssen.

Was ist eine Vermögensverwaltung?

Vermögensverwaltung ist die professionelle Verwaltung von Geldanlagen. Ziel ist es, das Vermögen der Kunden zu steigern und vor Verlusten zu schützen. Vermögensverwalter setzen dabei eine Vielzahl von Anlageinstrumenten ein, wie Aktien, Anleihen, Fonds, Immobilien, Edelmetalle oder alternative Investments. Die Anlagestrategie richtet sich nach den individuellen Zielen und Bedürfnissen der Kunden.

Wozu eine Vermögensverwaltung?

Eine Vermögensverwaltung bietet sich an, wenn man sein Vermögen professionell und effizient verwalten möchte. Dies kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein, z. B.:

  • Der Kunde hat nicht die Zeit oder die Expertise, sich selbst um seine Geldanlagen zu kümmern.
  • Der Anleger will Geld gut investieren, um Ertrag zu erwirtschaften und wenig Risiko zu haben.
  • Der Sparer möchte sein Vermögen für bestimmte Zwecke, z. B. für die Altersvorsorge oder die Nachfolgeplanung, optimal vorbereiten.

Wie funktioniert eine Vermögensverwaltung?

  1. Der Kunde schließt einen Vermögensverwaltungsvertrag mit einem Vermögensverwalter ab. In diesem Vertrag werden die Anlageziele, die Anlagestrategie und die Kosten der Vermögensverwaltung festgelegt.
  2. Der Vermögensverwalter führt eine Analyse der finanziellen Situation des Kunden durch. Dazu gehören unter anderem die Vermögenswerte, die Verbindlichkeiten, das Einkommen und die Ausgaben des Kunden.
  3. Der Vermögensverwalter entwickelt eine Anlagestrategie, die den individuellen Zielen und Bedürfnissen des Kunden entspricht.
  4. Der Vermögensverwalter übernimmt die Anlageentscheidungen und die Verwaltung des Vermögens. Zu den Aufgaben gehören der Kauf und Verkauf von Wertpapieren. Außerdem gehört die Überwachung des Portfolios dazu. Des Weiteren ist die Anpassung der Anlagestrategie an Marktbedingungen Job des Vermögensverwalters.

Wer sind Ihre Vertragspartner?

Die handelnden Personen bei einer Vermögensverwaltung sind:

  • Kunde: Der Kunde ist der Eigentümer des Vermögens, das verwaltet werden soll. Er schließt den Vermögensverwaltungsvertrag ab und legt die Anlageziele und die Anlagestrategie fest.
  • Vermögensverwalter: Der Vermögensverwalter ist ein Finanzdienstleister, der sich auf die Verwaltung von Kundengeldern spezialisiert hat. Er übernimmt die Anlageentscheidungen und die Verwaltung des Vermögens.
  • Depotbank: Die Depotbank ist die Bank, bei der das Vermögen des Kunden verwahrt wird. Sie führt die Aufträge des Vermögensverwalters aus und verwaltet das Depot des Kunden.

Produkte innerhalb einer Vermögensverwaltung

Ein Vermögensverwalter kann eine Vielzahl von Finanzprodukten und -instrumenten einsetzen, um die Ziele und Bedürfnisse seiner Kunden zu erfüllen. Hier einige gängige Produkte:

Produkte, die ein Vermögensverwalter einsetzen kann:

  1. Aktien: Anteile an Unternehmen, die an Börsen gehandelt werden.
  2. Anleihen: Schuldtitel, die von Unternehmen, Kommunen oder Staaten ausgegeben werden.
  3. Investmentfonds: Pools von Kapital, die in eine Vielzahl von Wertpapieren investiert sind.
  4. Börsengehandelte Fonds (ETFs): Ähnlich wie Investmentfonds, aber an der Börse gehandelt.
  5. Derivate: Finanzinstrumente wie Optionen und Futures, die ihren Wert von einem zugrunde liegenden Vermögenswert ableiten.
  6. Zertifikate: Schuldverschreibungen, die oft mit Derivaten verbunden sind und eine Vielzahl von Rendite- und Risikoprofilen bieten.
  7. Immobilien: Direktinvestitionen in Immobilien oder über Immobilienfonds.
  8. Rohstoffe: Investitionen in physische Rohstoffe oder über Rohstofffonds und -derivate.
  9. Private Equity: Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen.
  10. Hedgefonds: Pools von Kapital, die eine Vielzahl von Strategien verwenden, um positive Renditen zu erzielen.

Fondsvermögensverwaltung

Eine Fondsvermögensverwaltung ist ein spezialisierter Bereich der Vermögensverwaltung, bei dem der Vermögensverwalter ausschließlich oder hauptsächlich Investmentfonds und/oder ETFs (Exchange Traded Funds) verwendet, um das Portfolio eines Kunden zu strukturieren und zu verwalten.

Ein Vermögensverwalter wird je nach den Zielen und Bedürfnissen des Kunden entweder Investmentfonds, ETFs oder eine Kombination von beiden nutzen. Für Kunden, die eine aktive Verwaltung und die Möglichkeit einer Outperformance bevorzugen, könnten Investmentfonds attraktiver sein. Für Kunden, die eine kostengünstige, marktbreite Exposition suchen, könnten ETFs bevorzugt werden.

Die Kombination beider Instrumente kann auch effektiv sein. Ein Vermögensverwalter könnte beispielsweise einen Kern des Portfolios mit kostengünstigen ETFs aufbauen und dann spezialisierte Investmentfonds hinzufügen, um gezielte Anlagechancen zu nutzen.

Vorteile und Risiken

Eine professionelle Vermögensverwaltung bietet sowohl Vorteile als auch Risiken. Diese hängen von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des spezifischen Vermögensverwalters, der Marktsituation und der individuellen Bedürfnisse des Kunden. Hier eine Übersicht:

Vorteile einer Vermögensverwaltung:

  1. Expertise: Professionelle Vermögensverwalter verfügen über Fachkenntnisse und Erfahrung im Finanzmarkt, was oft zu fundierteren Investitionsentscheidungen führt.
  2. Zeitersparnis: Kunden müssen sich nicht täglich mit Marktbewegungen oder Anlageentscheidungen beschäftigen, da dies in den Händen von Experten liegt.
  3. Diversifikation: Vermögensverwalter können ein Portfolio erstellen, das diversifiziert und auf die spezifischen Bedürfnisse und Risikotoleranz des Kunden zugeschnitten ist.
  4. Zugang zu exklusiven Anlagen: Einige Anlagechancen sind möglicherweise nur über Vermögensverwalter zugänglich und nicht für den allgemeinen Markt.
  5. Regelmäßige Überwachung und Anpassung: Portfolios werden kontinuierlich überwacht und bei Bedarf angepasst, um sich an Marktveränderungen anzupassen.
  6. Beratung: Kunden können Ratschläge zu verschiedenen Finanzthemen erhalten, nicht nur zu Investitionen.

Risiken einer Vermögensverwaltung:

  1. Kosten: Vermögensverwaltung kann teuer sein, insbesondere wenn hohe Gebühren anfallen, die die Gesamtrendite schmälern.
  2. Keine Gewährleistung für Profite: Trotz professioneller Verwaltung gibt es keine Garantie für positive Renditen. Investitionen sind immer mit Risiken verbunden.
  3. Interessenkonflikte: In einigen Fällen könnten Vermögensverwalter Produkte bevorzugen, die ihnen höhere Provisionen oder andere Vorteile bieten, anstatt die besten Interessen des Kunden im Vordergrund zu stellen.
  4. Marktrisiko: Allgemeine Marktbedingungen können zu Verlusten führen, unabhängig von der Kompetenz des Vermögensverwalters.
  5. Overdiversifikation: Ein übermäßig diversifiziertes Portfolio kann manchmal dazu führen, dass gute Anlagechancen übersehen werden oder dass die Rendite durch zu viele konservative Anlagen gedämpft wird.

Kosten einer Vermögensverwaltung?

Da Vermögensverwalter keine Provisionen von Dritten (z.B. Fondsgesellschaften) für den Verkauf oder die Empfehlung von Produkten erhalten dürfen, sollten die Kostenstrukturen transparent sein und das Interesse des Vermögensverwalters sollte im Einklang mit dem Interesse des Kunden stehen:

  1. Verwaltungsgebühr: Dies ist in der Regel ein jährlicher Prozentsatz des verwalteten Vermögens. Sie deckt die allgemeinen Kosten für die Verwaltung und Überwachung des Portfolios ab.
  2. Performancegebühr: Einige Vermögensverwalter erheben eine Gebühr basierend auf der Performance des Portfolios. Dies bedeutet, dass Sie zahlen, wenn der Vermögensverwalter eine bestimmte Rendite übersteigt.
  3. Transaktionskosten: Bei jedem Kauf oder Verkauf von Wertpapieren in Ihrem Portfolio können Gebühren anfallen. Einige Vermögensverwalter decken diese Kosten über die Verwaltungsgebühr ab, während andere sie separat berechnen.
  4. Depotgebühren: Unabhängig vom Vermögensverwalter können Banken oder Broker Gebühren für die Verwahrung von Wertpapieren in einem Depot erheben.

Alternativen zur Vermögensverwaltung

neben der Vermögensverwaltung gibt es in der Finanzwelt andere Dienstleistungsmodelle, insbesondere „Execution Only“ und „Anlageberatung“. Hier ist eine kurze Beschreibung dieser Modelle als Alternative zur Vermögensverwaltung:

  1. Execution Only:
    • Beschreibung: Bei diesem Modell führt die Bank oder der Broker nur die gewünschten Transaktionen des Kunden aus. Es gibt keine Beratung oder Empfehlung zur Anlageentscheidung. Es handelt sich um eine reine Ausführungsdienstleistung. Der Kunde handelt selbständig!
    • Vorteile: Die Kosten für „Execution Only“-Dienstleistungen sind in der Regel niedriger als bei beratungsintensiven Modellen. Dies eignet sich für erfahrene Anleger, die ihre eigenen Entscheidungen treffen möchten.
    • Nachteile: Es gibt keine Beratung oder Empfehlung. Der Kunde trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen.
  2. Anlageberatung:
    • Beschreibung: Bei der Anlageberatung gibt die Bank oder der Finanzberater dem Kunden Empfehlungen zu bestimmten Anlageentscheidungen, basierend auf den finanziellen Zielen und der Risikobereitschaft des Kunden. Der Kunde entscheidet jedoch letztlich selbst, ob er der Empfehlung folgen möchte oder nicht.
    • Vorteile: Der Kunde profitiert von der Expertise und den Marktkenntnissen des Beraters und erhält individuelle Empfehlungen. Es ist eine Mischung aus selbständigem Handeln und professioneller Beratung.
    • Nachteile: Die Kosten für die Anlageberatung können höher sein als bei „Execution Only“. Auch hier trägt der Kunde letztlich die Verantwortung für seine Entscheidungen, auch wenn er auf die Beratung des Experten zurückgreifen kann.

Im Gegensatz dazu gibt es bei der Vermögensverwaltung eine aktive Betreuung und Verwaltung des Kundenportfolios durch den Vermögensverwalter. Dieser trifft Anlageentscheidungen im besten Interesse des Kunden, basierend auf einem vorher festgelegten Anlageprofil und -mandat. Es ist ein umfassenderer und in der Regel auch kostenintensiverer Service.

Die Wahl zwischen diesen Dienstleistungsmodellen hängt von den individuellen Bedürfnissen, dem Wissensstand und der Risikobereitschaft des Anlegers ab. Es ist wichtig, sich über die Unterschiede im Klaren zu sein und eine Entscheidung zu treffen, die den eigenen Bedürfnissen und Zielen am besten entspricht.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Diese Gesetzgebungen und Regularien sollen den Verbraucher schützen und gleichzeitig für Integrität und Transparenz in der Finanzbranche sorgen. Wer sich für die Inanspruchnahme einer Vermögensverwaltung entscheidet, sollte darauf achten, dass der jeweilige Dienstleister alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt:

  1. Erlaubnispflicht nach § 32 KWG: Jeder, der in Deutschland gewerblich Vermögensverwaltung betreiben möchte, benötigt eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nach dem Kreditwesengesetz (KWG).
  2. Pflicht zur Registrierung: Vermögensverwalter müssen bei der BaFin registriert sein und bestimmte Voraussetzungen in Bezug auf Fachwissen, Zuverlässigkeit und geordnete Vermögensverhältnisse nachweisen.
  3. Beratungs- und Dokumentationspflicht: Die Beratung muss anlage- und anlegergerecht sein. Das bedeutet, dass die Anlageempfehlung zum Profil des Kunden passen muss. Jede Anlageberatung muss dokumentiert werden, um später nachvollziehen zu können, auf welcher Grundlage eine Empfehlung ausgesprochen wurde.
  4. Informationspflichten: Vermögensverwalter sind verpflichtet, Kunden über Risiken, Kosten und Nebenkosten der empfohlenen Anlageprodukte aufzuklären.
  5. Interessenkonflikte: Sollten Interessenkonflikte vorliegen, müssen diese dem Kunden offengelegt werden.
  6. MiFID II: Die „Markets in Financial Instruments Directive II“ ist eine EU-Verordnung, die Transparenz in den Finanzmärkten erhöhen und den Anlegerschutz stärken soll. Sie legt unter anderem fest, in welcher Form und welchem Umfang Vermögensverwalter über Kosten informieren müssen.
  7. Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung: Viele Vermögensverwalter sind gesetzlich oder durch ihre Berufsverbände verpflichtet, eine Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung abzuschließen. Eine Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung dient dem Schutz des Vermögensverwalters und seiner Kunden vor finanziellen Verlusten, die durch Fehler oder Versäumnisse des Vermögensverwalters entstehen können.