Was wir beim Reisen richtig machen und bei der Geldanlage falsch

Geldanlage und Urlaub

Geld anlegen ist wie reisen

Stellen Sie sich vor, Geld anzulegen ist wie eine Reise zu planen: Sie würden wohl kaum in einen Zug einsteigen, ohne das Ziel Ihrer Reise zu kennen. Instinktiv legen Sie Ihr Ziel fest und wählen dann das Verkehrsmittel, das Sie sicher und pünktlich ans Ziel bringt.

Interessanterweise handhaben viele Menschen in Deutschland ihre Geldanlagen anders. Statistiken zeigen, dass 90% der Anleger zuerst ein Anlageprodukt wählen – quasi das Verkehrsmittel – und erst später feststellen, dass es nicht ihren Erwartungen entspricht. Manchmal ist es zu langsam, um die finanziellen Ziele rechtzeitig zu erreichen, manchmal sind die Schwankungen – die Turbulenzen – zu heftig oder die Kosten einfach zu hoch.

5 Stunden Urlaubsplanung vs. 5 Minuten Geldanlage

Der Urlaub beginnt mit der Planung. Interessanterweise investieren viele Menschen durchschnittlich mehr als fünf Stunden allein in die Planung ihres Urlaubs – sie recherchieren Ziele, vergleichen Angebote und planen Aktivitäten. Diese Vorbereitung stellt sicher, dass die Reise möglichst angenehm und erfüllend wird.

Im Kontrast dazu nehmen sich dieselben Personen oft nur fünf Minuten Zeit, um Entscheidungen über ihre Geldanlage zu treffen. Das ist vergleichbar damit, in wenigen Minuten eine Reise zu buchen, ohne das Ziel, die Unterkunft oder das Transportmittel zu bedenken – ein riskantes Unterfangen mit ungewissem Ausgang.

Der Grund liegt wohl auf der Hand: Urlaub buchen macht Spaß, die Vorfreude ist groß. Über Geldanlage nachzudenken, ist eher unsexy, erscheint kompliziert und steht nicht im Fokus.

Checkliste Geldanlage

Planen Sie Ihre Geldanlage wie eine Reise.

  • Wo möchten Sie hin?
  • Wo stehen Sie aktuell?
  • Was müssen Sie tun?
  • Welche Fehler sollten Sie vermeiden?
  • Wie bleiben Sie auf Kurs
Checkliste Verbraucherzentrale

Palmen sind interessanter als Zahlen

Die Neigung, sich eher von Bildern von Palmen und Stränden als von Tabellen und Wirtschaftsdaten fesseln zu lassen, ist eine menschliche Tendenz, die nicht nur Deutsche betrifft. Palmen symbolisieren Entspannung, Urlaub und Freiheit – Dinge, die tief in der menschlichen Psyche als erstrebenswert gelten. Zahlen hingegen repräsentieren oft Komplexität, Anstrengung und die Notwendigkeit, sich zu konzentrieren und zu analysieren.

Der Passagier am Bahngleis

Stellen Sie sich vor, Sie stehen mit einem 100-Euro-Schein am Bahnsteig, unsicher und fragen den Schaffner: „Welches Ziel soll ich wählen?“ So ergeht es Millionen von Deutschen beim Gespräch mit einem Finanzberater. Noch problematischer ist, dass viele Sparer überhaupt keine Vorstellung davon haben, wie viel Geld sie eigentlich zur Seite legen sollten. Doch der hilfsbereite „Schaffner“ in Gestalt des Finanzberaters hat prompt eine Lösung parat: Erstaunlicherweise empfiehlt er oft direkt und ungefragt eine Lebens- oder Rentenversicherung, die mit eben diesen 100 Euro monatlich bespart werden soll – als sei damit jedes Altersvorsorgeproblem gelöst.

Der Finanzberater erzielt eine ansehnliche Provision und auf den ersten Blick scheint der Kunde zumindest teilweise zufrieden. Doch beim Betreten des Zuges beschleicht ihn ein mulmiges Gefühl der Unsicherheit.

Erst nach vielen Jahren stellen zahlreiche Sparer fest, dass sie schon seit Langem in einem Zug sitzen, der nicht nur in die falsche Richtung fährt, sondern auch noch unverhältnismäßig hohe Kosten verursacht und zudem enttäuschende Erträge liefert. Der Ärger richtet sich dann oft gegen den Finanzberater, dem die volle Verantwortung für die entstandene Situation zugeschoben wird.

Über 300.000 Schaffner am Bahnhof

In Deutschland tummeln sich mehr als 300.000 Experten im Bereich Finanzen – dazu zählen Finanzberater, Bankberater und Versicherungsvertreter. Oft nehmen sie die Rolle von Lotsen ein, die dazu bereit sind, „Touristen“ durch das vielschichtige und oft verwirrende Finanzsystem zu führen. Doch es ist nicht zu übersehen, dass Bank- und Sparkassenmitarbeiter häufig die Produkte ihres Arbeitgebers favorisieren und unabhängige Finanz- sowie Versicherungsvermittler nicht selten ihr Hauptaugenmerk auf den eigenen finanziellen Vorteil legen.

Diese Präferenzen spiegeln sich deutlich in der Kundenkommunikation wider: In 90 Prozent der Beratungsgespräche stehen die Produkte im Vordergrund, nicht die individuellen Bedürfnisse und Ziele des Kunden. Dieser Ansatz lässt sich durch mehrere Beobachtungen im deutschen Finanzmarkt belegen:

  • Fast 24 Millionen Bausparverträge wurden abgeschlossen, obwohl die meisten davon nicht genügend Kapital für den Erwerb einer Immobilie anhäufen werden.
  • Die Altersvorsorge wird überwiegend über die mehr als 80 Millionen Lebens- und Rentenversicherungspolicen realisiert, was zeigt, dass alternative Vorsorgestrategien selten im Fokus stehen.
  • Fonds von großen Investmentgesellschaften wie Deka, Union und DWS dominieren die Wertpapierdepots vieler Deutscher, was auf eine gewisse Monokultur in der Anlageberatung hinweist.

Diese Tendenzen zeichnen ein Bild des Finanzsektors, in dem die Interessen der Berater und die ihrer Klienten nicht immer auf einer Linie liegen.

Übernehmen Sie Verantwortung

So machen die Deutschen Urlaub
Quelle: Rewe Reisen

Wir verbringen Stunden mit der Recherche, dem Ein- und Auspacken von Koffern oder in Warteschlangen am Flughafen. Für unser Geld haben wir aber nie Zeit?

Was soll schon bei der Geldanlage herauskommen, wenn man diesem Thema keine 5 Minuten im Monat widmet oder sich ständig oder ausschließlich auf andere verlässt? Übernehmen Sie Verantwortung, machen Sie eine Bestandsaufnahme, definieren Sie Ihre Ziele und sprechen Sie mit Ihrem Finanzberater.

Werden Sie zu einem besseren Investor und beginnen Sie es zu lieben, sich künftig mit Ihrem Geld zu beschäftigen. Es liegt an Ihnen. Wir helfen Ihnen gerne dabei, egal ob Sie künftig selbst entscheiden möchten oder unseren Rat und unsere Unterstützung wünschen und schätzen.

Vier zentrale Fragen

Bei der Geldanlage ist es wesentlich, sich vier zentrale Fragen zu stellen, um sicherzustellen, dass die Reise – also die Investition – auch zum gewünschten Ziel führt:

  1. Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Geldanlage? Definieren Sie, was Sie erreichen möchten, ähnlich wie Sie ein Reiseziel wählen würden.
  2. Sind Sie auf dem richtigen Kurs und sind die bisher genutzten Produkte für Ihre Zwecke geeignet? Überprüfen Sie, ob Ihre aktuelle Anlagestrategie Sie auch wirklich Ihrem Ziel näherbringt, so wie Sie während einer Reise regelmäßig den Fortschritt auf der Karte kontrollieren würden.
  3. Was sollten oder müssen Sie ändern, um Ihre Ziele zu erreichen? Stellen Sie fest, ob Anpassungen nötig sind, ähnlich wie Sie die Route ändern würden, wenn Hindernisse auftauchen.
  4. Benötigen Sie dafür einen Finanzberater oder können Sie das selbst? Entscheiden Sie, ob Sie professionelle Unterstützung brauchen, genauso wie Sie überlegen würden, ob Sie einen Reiseberater für eine komplizierte Route konsultieren.

Eine gut geplante Reise bringt Freude und führt zum Ziel. Genau so kann eine gut durchdachte Geldanlage Sie zu Ihren finanziellen Zielen führen. Nehmen Sie sich die Zeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen, und Ihre finanzielle Reise wird ebenso erfüllend sein wie Ihr letztes Urlaubsabenteuer.