Die SVB-Bankpleite und Ihre Folgen

Am 15. September 2008 meldete die Investmentbank Lehman Brothers, die sich am Geschäft mit Immobilienkrediten stark beteiligt hatte, Insolvenz an.

15 Jahre später, am 10. März 2023 ging die SVB Bank (Silicon Valley Bank) pleite, weil Sie anscheinend zu viele Anleihen in Ihrem Portfolio hatte.  Was ist passiert und was kommt auf uns zu?

Zuvor kam es letzten Donners­tag zu einem „Bank Run“, bei dem viele Kunden gleich­zeitig versuchten, ihre Einlagen bei der Bank abzu­ziehen. Nach Lehman sprechen wir über die zweitgrößte Bankpleite der US-Geschichte.

US-Präsident Joe Biden beruhigt gleich zu Beginn dieser Woche vor Öffnung der Börsen die Märkte.  »Die Amerikaner können sich darauf verlassen, dass das Bankensystem sicher ist«. Ähnliche Worte gebrauchte Angela Merkel und Finanzminister Steinbrück im Oktober 2008: „Die Spareinlagen sind sicher“.

Vor dem Hintergrund der Deckungsquoten der Einlagensicherung in Europa damals wie heute ein Versprechen, welches bei einem “Bank-Run” übrigens niemand einhalten könnte. Die gesetzlichen Einlagensicherungssysteme sowie die anerkannten Institutssicherungssysteme sind gefordert, bis 2024 jeweils Rücklagen von 0,80 % der gedeckten Einlagen in einem Einlagensicherungsfonds anzusparen. Den aktuellen Stand der Deckungsquote in den einzelnen Euro-Ländern zeigt unsere Infografik auf – ein Tropfen auf den heißen Stein:

Joe Biden versprach am Sonntag jedenfalls eine Absicherung aller Einlagen, auch über die eigentliche Einlagensicherung von 250 000 Dollar hinaus. Alle Einleger der Silicon Valley Bank würden voll¬ständig geschützt und könnten ab Montag auf ihr gesamtes Geld zugreifen. Der Steuerzahler soll zudem keine Verluste im Zusammenhang mit der Abwicklung der SVB tragen müssen.

Ob und in welchem Umfang die amerikanische Einlagensicherung ausreichend ist, den Schaden zu begleichen, bleibt zunächst unbeantwortet.

Jedenfalls stellt die US-Notenbank über das „Bank Term Funding Program“ zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung. Bis zu 25 Milliarden Dollar aus dem Währungsstabilisierungsfonds des Finanzministeriums werden das Kreditprogramm der Fed absichern.
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Finanzkrise reloaded?

Larry Fink, Chef des größten Vermögensverwalters der Welt, warnt vor finanziellen Folgen für das Bankensystem. Zudem beschreibt er die aktuelle Finanzlage als “Preis des leichten Geldes“.

Die Welt stolpert von einer Herausforderung in die nächste. Der wirtschaftlich weltweite Stillstand während Corona wurde mit billigem Geld der Notenbanken finanziert. Die Folge daraus war eine ausufernde Inflation, welche die Notenbanken nun mit Entzug des Kapitals und hohen Zinsen versucht zu bekämpfen.

Hohe Zinsen waren der Grund für den Exodus der Silicion Valley Bank.

Die Silicon Valley Bank hatte aktuell deutlich mehr Einlagen, als sie Kredite vergeben hat. Einen großen Teil dieser über¬schüssigen Einlagen investierte die Silicon Valley Bank in sichere Anleihen, wie etwa Staats¬anleihen. Durch die Zins¬wende hatten diese Anleihen in letzter Zeit deutlich an Wert verloren. Steigende Zinsen ziehen die Kurse für schon im Umlauf befindliche, schlechter verzinste Anleihen nach unten. Das ist eigentlich kein Problem, denn werden die Anleihen bis zum Ende der Lauf¬zeit gehalten, wird den Anlegern der Nenn¬wert zurück¬gezahlt – unabhängig vom aktuellen Kurs¬wert. Da bei der Silicon Valley Bank aber nun viele Kunden an ihr Geld wollten, war die Bank gezwungen, ihre Anleihen zu schlechten Kursen und mit Minus zu verkaufen.

Dominoeffekte voraus?

Gerät eine Bank ins Straucheln, so reißt diese gleich die nächste mit. Das mussten wir alle in der Krise von 2008 schmerzlich feststellen. Niemand wusste damals, wer wem in welchem Umfang Geld geliehen hat. Was sich konkret seit dem letzten Kollaps der Märkte an den Regularien geändert hat und ob es nicht nochmals so kommen könnte, bleibt für Außenstehende und selbst Insider schwer abzuschätzen. Die Angst geht um.

Die Notenbank wird tun, was zu tun ist

Aktuell rennt die Notenbank in Höchstgeschwindigkeit der Inflation hinterher.
Das Zinsniveau in den USA bewegt sich an der 5 % – Hürde. Aktuelle Inflationszahlen signalisieren zwar Erleichterung, jedoch nährt sich die Vermutung, dass wir noch für längere Zeit weltweit höhere Zinsen benötigen, um die Stabilität und das Vertrauen in die Währungen zu erhalten bzw. wieder zu gewährleisten.

Wozu höhere Zinsen nun führen können, sehen wir am jüngsten Beispiel der Silicon Valley Bank. Bisherige steile Zinsanstiege der Notenbanken führten immer zu einem Crash. Beruhigend kann man feststellen, dass 2022 zwar ein schwieriges Jahr an den Märkten war, jedoch nicht als Crash bezeichnet werden kann. Kommt es also in 2023 noch schlimmer und steht nach Corona in 2020, dem Inflationsschock in 2022 nun die “Mutter aller Krisen” vor der Türe?

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Fazit und Ausblick:

Die Notenbank sitzt in der Sackgasse. Die Gefahr weiterer Unfälle steigt mit jeder weiteren Zinserhöhung.

Diese Woche ging es – wie so oft – darum, die Welt vor einer zweiten Finanzkrise zu schützen und weiteres Geld zu günstigen Konditionen zur Verfügung zu stellen.

Weiteres Geld zur Bekämpfung von Krisen heizt jedoch die Inflation an. Die Notenbank und die Welt hat die Wahl zwischen Pest und Cholera:

a) schleichende Inflation und realen Vermögensverlust in den meisten Anlageklassen
b) ein erneuter schneller und heftiger Crash, wie 2008

Vieles deutet darauf hin, dass man sich mit Szenario a) zunehmend anfreundet und die handelnden Akteure der Notenbank und in der Politik durch Punkt b) einen legitimen Grund haben, die Inflation nun doch nicht so ernst zu nehmen wie im letzten Jahr fast täglich betont. Man muss schließlich – wieder einmal – die “Welt” retten.

Hohe Inflation bedeutet für Staaten nicht nur hohe Steuereinnahmen. Inflation nützt Schuldnern und schadet Gläubigern. Denn mit der Geldentwertung schrumpft auch der reale Wert von Forderungen. Der größte Gewinner ist deshalb der Staat. Ist die Inflationsrate höher als der Zins, zu dem er sich Geld geliehen hat, schmelzen seine Schulden auf wunderbare Weise dahin.

Da niemand weiß, was morgen passiert, bleiben wir bei unserem strategischen Ansatz der breiten Diversifizierung unserer Portfolios, um in stürmischen Gewässern den richtigen Kurs zu behalten.

PS: Während ich diesen Beitrag schreibe, ersucht die Credit Suisse Hilfe bei den Schweizer Behörden. Keine Beruhigungspille für strapazierte Anlegernerven.

Am Ende kam es häufig dann doch noch anders als gedacht, denn auf die Notenbank, die Politiker und die meisten Marktteilnehmer ist Verlass, wenn es hart auf hart kommt.

Es bleibt spannend

Ihr Martin Eberhard

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Martin Eberhard

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